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Das Supercandy! Pop-Up Museum gastiert in Köln-Ehrenfeld

Karen Arnold:  "Modelo del damasco de fondo rosa" mit Creative Commons CC0-Lizenz via publicdomainpictures.net
Karen Arnold: "Modelo del damasco de fondo rosa" mit Creative Commons CC0-Lizenz via publicdomainpictures.net

Glaubt man dem Anbieter, bietet das Supercandy! Pop-Up Museum zwanzig "begeh- und erlebbare Installationen". Da wäre zum Beispiel eine rosa Flugzeugkabine, in der man prima als Stewardess posieren kann. Ein Blick aus den kleinen Fensterchen vermittelt die Illusion, über den rosa Wölkchen zu schweben. Es gibt kein Meer, aber immerhin die Kulisse einer Beachbar. Der verwaiste Kiosk erinnert entfernt an einen aufpolierten Geräteschuppen aus dem Baumarkt, der so umgebaut wurde, dass man auf dem Tresen schön die Beine übereinander schlagen kann. Vor einer grauen Jalousie lässt man sich mit einem Schwall von rosa Konfetti in Federoptik beregnen. Ein klug ausgetüftelter Selbstauslöser ermöglicht einige Sekunden Vorlauf. So bleibt genug Zeit, um im rosa Regen recht freundlich zu lächeln. Ein Sinnbild des ganzen Supercandy! Pop-Up Museums ist der enge, fast beklemmende Raum, dessen Rückwand durch schwarz-weiße Streifen verziert ist. Die vorwiegend jungen, weiblichen Besucherinnen zwängen sich sogar zu zweit hinein.

 

Es winken Likes und Follower

Bis Ende Februar schlägt das Supercandy! Pop-Up Museum seine Zelte ausgerechnet dort auf, wo bis vor Kurzem noch Plakate, Broschüren und Bücher gedruckt wurden. Eigentlich ist es nichts Neues, gezielt künstliche Gelegenheiten für Fotos zu schaffen. Auf Jahrmärkten finden sich noch immer vereinzelt Fotowände, bei denen man den Kopf durch die ovale Aussparung  einer bemalten Holzplatte steckt, um einer Bardame oder einem Cowboy das eigene Konterfei zu leihen. Auch dabei wird mit stereotypen Geschlechterklischees gespielt. Jedoch sind diese Fotos nichts weiter als ein kleiner Scherz und im Moment ihrer Aufnahme eigentlich fast schon wieder vergessen. Neu und kaum fassbar ist der Aufwand und die Ernsthaftigkeit, mit der im Candyhouse! solche Fotos serienweise produziert werden. Einige der Hobby-Models sind gestylt wie beim Wiener Opernball, werden von semiprofessionellen Fotografen begleitet und absolvieren das Fotoshooting an zwanzig Stationen wie kleine Heidi-Klum-Klone. Während die Kirmes-Bildchen nicht mehr und nicht weniger als die Fußnote eines geselligen Nachmittags sind, rasen die Fotos aus dem Candyhouse! durch die sozialen Netzwerke und erweisen sich dort als wahre Like-Monster. Klug gepostet, erhöht der Museumsbesuch nachhaltig die Schar der Follower. Der Eintrittpreis von über 20€ macht sich also in der neuen digitalen Währung für soziale Anerkennung bestens bezahlt.

 

Jahrmarkt der Eitelkeit?

Die Fotogalerien des Candyhouse! Pop-Up Museums in den sozialen Netzwerken sind der ideale Ausgangspunkt für eine Studie über das Lächeln: kokett, bedeutungs- und geheimnisvoll, offen, aufgesetzt, selbstbewusst... Und beim Styling bleibt noch weniger dem Zufall überlassen. Eine solche unverhohlene Form der Selbstinszenierung kannte man früher nur bei Film- und Fernsehstars. Im Jahr 2019 leuchten, den sozialen Netzwerken sei Dank, immer mehr Sternchen am Himmel. Wikipedia definiert Eitelkeit als die übertriebene Sorge um die eigene körperliche Schönheit und das Aussehen. Doch wo beginnt die Übertreibung? Das Supercandy! Pop-Up Museum setzt neue Maßstäbe.

Beine und Bälle. Ein Schnappschuss hinter den Kulissen.
Beine und Bälle. Ein Schnappschuss hinter den Kulissen.

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